In den letzten Jahren haben sich die Berufsbilder etwas verändert und wurden in vielen Ländern angepasst.
Beispielsweise ist bei Elektrotechnikern vermehrt IT-Kompetenz gefragt, von Datennetzwerken bis zur Konfiguration. Als Sachverständiger sehe ich leider die Auswirkungen dieser Veränderungen.
Es ist fraglich, ob man die Regulierungen bis zum Äußersten ausreizen sollte. In Österreich kann beispielsweise jemand mit einer Elektrotechnik-Konzession auch Dienstleistungen aus anderen Gewerben anbieten. Ein Beispiel wäre, dass ein Elektrotechniker nun auch Kosmetikdienstleistungen anbietet. Es ist fraglich, ob man beispielsweise einem Elektrotechniker, der morgens Kabel verlegt hat, am Nachmittag vertrauen möchte, Mitesser zu entfernen und eine Gesichtsmaske aufzutragen.
Es gibt Branchenkollegen, die machen in einen Rundumschlag alles: Kabelleitungen stemmen, tags darauf die Erdungsanlage in die Bodenplatte legen, zum Drüberstreuen noch Satelliten – und Alarmanlagen, sowie Netzwerktechnik. Die Woche darauf geht es munter weiter mit der Integration von Smarthome-Anlagen des Herstellers A, dann Hersteller B usw. – mit den unterschiedlichen Technologien. Ich stelle mir dann die Frage, kann man wirklich in allen Bereichen ein Profi sein und zuverlässige Arbeit hierfür anbieten?
Ich sehe es als äußerst wichtig sich zu spezialisieren, wie z.B. KNX, zu konzentrieren, um die Qualität der Arbeit sicherzustellen und dadurch Kundenzufriedenheit an oberste Stufe zu stellen.
Jeder Mitarbeiter sollte seine Spezialisierung haben, mit einem guten allgemeinen Verständnis in der Elektrotechnik. Ein breites Wissen ist wichtig, genauso aber auch die Kenntnis der eigenen Grenzen.
Es ist einfach so: Die vielfältigen Tätigkeiten im Elektrotechnikbereich erfordern Fachwissen und Spezialisierung, um eine ordnungsgemäße und technisch aktuelle Ausführung sicherzustellen. Daher braucht es auch Zeit und Erfahrung, um ein Experte in einem bestimmten Fachgebiet zu werden.
Einzelunternehmen, welche alles ohne Spezialisierung machen, können zu unzufriedenen Kunden und rechtlichen Problemen führen. Wir kenne sie alle die Unternehmen, welcher Profi für Gas, Wasser, Elektro usw. sind! Doch am wichtigsten ist, dass Kunden eine ordnungsgemäße, technisch einwandfreie Abwicklung erwarten dürfen und dafür ist es entscheidend, die gültigen Normen und Standards einzuhalten. Eines weiß ich aus Erfahrung, nämlich dass die Kernaussagen vor Gericht lautet: „Wenn du das Gewerbe hast, hat der Kunde das Recht auf eine ordnungsgemäße Abwicklung nach Stand der Technik und den gültigen Normen.“ Die gültige Elektrotechnikernorm E8101 bzw. VDE100 hat um die 758 Seiten, davon sind die ganzen Begleitnormen noch ausgeschlossen.
Zum Abschluss eine Überlegung: Es ist nicht ratsam, sich beispielsweise von einem Herzchirurgen am Gehirn operieren zu lassen, wenn es spezialisierte Neurochirurgen gibt.
Der Aufbau spezifischen Wissens braucht Zeit, wie es auch in der medizinischen Ausbildung der Fall ist. Es ist wichtig, dies in der Technik nicht zu vernachlässigen.